Unterschied zwischen Feingewinde und Regelgewinde

Was sind die Unterschiede zwischen dem metrischen ISO-Gewinde und dem metrisch-feinem ISO-Gewinde?

Zunächst schauen wir uns doch die Gemeinsamkeiten an. Beide Gewindearten sind metrisch und in der DIN 13 definiert. Sowohl das Regelgewinde als auch das Feingewinde haben einen Flankenwinkel von 60 Grad. Wenn man jetzt aber genauer hinschaut, dann fallen die entscheidenden Unterschiede auf.

Warum gibt es überhaupt ein metrisches Feingewinde? Und wozu dient es? Was sind die Vorteile und Nachteile des Feingewindes? Das wollen wir in diesem Blogbeitrag zusammen herausfinden. Viel Spaß bei der Lektüre!

Warum Feingewinde?

Die Ursache für die vielen Gewindearten sind die unterschiedlichen Funktionen der Gewindetypen. Bei einem Blick auf das metrisch feine Gewinde wird das besonders deutlich. Was unterscheidet das feine Gewinde (MF) und das gröbere Regelgewinde (M)?

Beim Feingewinde kann ein Nennmaß verschiedene Steigungen haben. Insofern ist es nötig und vorgeschrieben, die Benennung um die Gewindesteigung zu erweitern.

Ein Beispiel:

Die Bezeichnung für ein Regelgewinde ist M 10. Die Steigung 1 ,5 ist in der Norm DIN 13-1 klar definiert. Bei einem Feingewinde M 10 sind laut DIN 13-2 folgende Steigungen möglich:

  • M10 x 0,5
  • M10 x 0,75
  • M10 x 1
  • M10 x 1,25
Gewindesteigung Feingewindebohrer M10 mit Steigung 1,5 und entsprechender Schablone
M10 Steigung 1,5 mm beim Regelgewinde
Gewindesteigung Feingewindebohrer M10 mit Steigung 1,5 und entsprechender Schablone
Gewindesteigung Feingewindebohrer M10 mit Steigung 1,00 und entsprechender Schablone
M10 Steigung 1,00 mm beim Feingewinde
Gewindesteigung Feingewindebohrer M10 mit Steigung 1,00 und entsprechender Schablone
Gewindesteigung Feingewindebohrer M10 mit Steigung 1,25 und entsprechender Schablone
M10 Steigung 1,25 mm beim Feingewinde
Gewindesteigung Feingewindebohrer M10 mit Steigung 1,25 und entsprechender Schablone
Gewindesteigung Feingewindebohrer M10 mit Steigung 0,75 und entsprechender Schablone
M10 Steigung 0,75 mm beim Feingewinde
Gewindesteigung Feingewindebohrer M10 mit Steigung 0,75 und entsprechender Schablone

Je kleiner die Steigung, je feiner ist das Gewinde. Sie können aber nicht aus der Angabe der Steigung in der Benennung den Schluss ziehen, dass es sich dann immer um Feingewinde handelt. Einige Hersteller im Ausland geben nämlich manchmal auch beim Regelgewinde die Steigung an. Das kann zu großer Verwirrung führen.

Bei einem engeren Gewindeprofil ist der Kerndurchmesser kleiner und die Gewindetiefe geringer. Deshalb bestehen metrisch-feine Gewindeschneider Sätze aus einem Vorschneider und einem Fertigschneider. Der Mittelschneider ist nicht nötig, weil weniger Material entfernt wird.

Vorteile des Feingewindes

Was sind nun die Vorteile? Durch das engere Gewindeprofil ist eine präzisere Zustellung zum Beispiel bei Messgeräten möglich, weil Sie mit einer Umdrehung einen ganz kleinen Weg zurücklegen. Sie haben damit auch einen höheren Anpressdruck bei gleichem Drehmoment. Ein anderer Vorteil ist die geringere Gewindetiefe. Ist das Platzangebot für ein Gewinde klein zum Beispiel bei dünnwandigen Rohren oder bei kurzen Längen, dann ist das metrisch-feine Gewinde die richtige Wahl. Das Gewinde hat darüber hinaus eine höhere Selbsthemmung. Das kann eine Rolle spielen, wenn die Gewindeverbindungen Vibrationen ausgesetzt sind. Aus diesem Grund werden bei Schraubverbindungen mit hohen Belastungen, die auch Bewegungen ausgesetzt sind, meistens metrische Feingewinde verbaut.

Nachteile des Feingewindes

Was sind die Nachteile? Diese Gewindeart ist sehr empfindlich gegen Verschmutzungen und Beschädigungen. Wegen der geringeren Gewindetiefe können sie je nach Belastungsart leichter ausreißen.

Regelgewinde und Feingewinde: unterschiedliche Steigungen am Gewindeprofil an 3 Bohrern

Unterschiede auf einem Blick

Nachfolgend finden Sie alle wesentlichen Unterschiede des Grobgewindes und Feingewindes übersichtlich auf einem Blick. Auch die Vor- und Nachteile haben wir Ihnen hier noch einmal zusammengefasst:

  • Die Gewindekennzeichnung wird mit der Steigung ausgewiesen. Nach dem Nennmaß steht die Steigung. (MF 10 x 0,75)
  • Ein Nennmaß kann verschiedene Steigungen aufweisen ( MF 10 x 0,2 / MF 10 x 0,25 / MF 10 x 0,35 / MF 10 x 0,5 etc.)
  • Ein engeres Gewindeprofil
  • Größerer Kerndurchmesser
  • Geringere Gewindetiefe

Vorteile des Feingewindes:

  • Präzisere Zustellung (beispielsweise bei Messgeräten)
  • Höherer Anpressdruck bei gleichem Drehmoment
  • Weniger Platzbedarf (beispielweise: dünnwandige Rohre, Schalldämpfer, optische Geräte)
  • Unempfindlicher gegen Vibrationen, höhere Selbsthemmung

Nachteile des Feingewindes:

  • Leichte Verschmutzung
  • Leichteres Festfressen
  • Empfindlich für Beschädigungen
  • Leichteres Ausreisen

Regelgewinde und Feingewinde bei zölligen Gewinden

Das Feingewinde findet sich nicht nur beim metrischen ISO-Gewinde. Auch bei den Zollgewinde-Arten gibt es die Unterscheidung zwischen Grobgewinde und Feingewinde.  Das amerikanische Pedant zum metrischen Regelgewinde ist das UNC (Unified National Coarse Thread) und das für das Feingewinde UNF (Unified National Fine Thread) sowie das UNS (Unified National Special Thread). Das britische Pendant zum Regelgewinde hingegen lautet BSW (British Standard Whitworth Corase). Die englische Variante wird mit BSF (British Standard Fine) abgekürzt. Mehr zu den unterschiedlichen Gewindearten haben wir hier für Sie zusammengefasst.

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