#2 Praktisches Beispiel: 3 Schritte zur Gewindebestimmung (M12 Metrisch)
Auch letzte Woche erreichte uns eine Kundenanfrage mit der Bitte das Gewinde zu bestimmen. Dieses Gewinde hat uns selbst vor einer kleinen Herausforderung gestellt. Da es vielen von Ihnen ähnlich bei der Gewindebestimmung geht, wollen wir unsere Erfahrungen gerne teilen. Los geht es mit der Gewindebestimmung in 3 Schritten (M12 Metrisch)!
Im ersten Teil dieser Beitragsreihe:
#1 Praktisches Beispiel: 3 Schritte zur Gewindebestimmung (1/4″ Zoll) haben wir bereits zusammengetragen, was Sie zur Gewindebestimmung benötigen. Es folgt nochmal eine kleine Zusammenfassung:
Sie benötigen zwei Werte um ein Gewinde zu bestimmen:
- Durchmesser des Gewindes (Dieser wird mit einem Messschieber ermittelt)
- Steigung des Gewindes (Diese wird mit einer Gewindeschablone ermittelt)
Wir bieten Gewindebestimmungs-Sets in unserem Shop an.
Sie benötigen folgende Werkzeuge bzw. Hilfsmittel zur Gewindebestimmung:
- Werkstück, an dem Sie das Gewinde bestimmen möchten.
- Messschieber, ob analog oder digital ist egal.
- Gewindeschablone, am besten metrisch sowie zöllig.
- Gewindevergleichstabelle bzw. Umrechnungstabelle oder technische Gewindetabelle (kostenloser Download).
Und schon kann es losgehen mit der Do-it-yourself Gewindebestimmung in 3 Schritten!
1. Schritt: Den Gewindedurchmesser bestimmen
Wie im ersten Teil unsere Beitragsreihe beschrieben, messen Sie mit Hilfe des Messschiebers den Durchmesser des Gewindes. Setzen Sie den Messschieber wie im untere Bild gezeigt an das Gewinde an. Führen Sie die Messung einmal am oberen Teil und einmal am unteren Teil des Werkstücks durch.
Wenn der Durchmesser an beiden Stellen gleich ist, handelt es sich um ein paralleles Gewinde. Liegen hingegen größere Abweichungen vor, handelt es sich um ein kegeliges Gewinde. Diese werden meistens bei Rohrgewinden benutzt.
In diesem Fall haben wir einen Gewindedurchmesser zwischen 11,5 mm und 11,6 mm. Bei dieser minimalen Abweichung handelt es sich dennoch um ein paralleles Gewinde und nicht um ein kegeliges Gewinde. Diese kleinen Abweichungen können durch Abnutzung oder Verschmutzungen entstehen. Wir können also ein kegeliges (= konisches) Gewinde ausschließen.
2. Schritt: Die Gewindesteigung bestimmen
Bitte benutzen Sie zur Bestimmung der Gewindesteigung eine Kombi-Gewindeschablone, sprich eine Gewindeschablone mit metrischer sowie zölliger Schablone. In diesem Bespiel war nämlich genau das, das ausschlaggebende Kriterium für die richtige Gewindebestimmung.
Exkurs:
Denn beim Ausprobieren der Schablonen hat die zöllige Schablone (Flankenwinkel: 55 Grad) mit 20 Gängen gepasst. Aber die Relation zum Durchmesser war in keiner technischen Tabelle verzeichnet. Das machte uns stutzig und ließ uns die Messreihe wiederholen. Und tatsächlich, es lag ein Messfehler vor.
Die richtige Gewindeschablone, die viel genauer passt ist die Metrische 1,25 mm (Flankenwinkel: 60 Grad).
Hier noch ein Video zur Anwendung der Gewindeschablone:
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3. Schritt: Werte in der Gewindetabelle nachschlagen
Im dritten und letzten Schritt tragen wir alle Werte nochmal zusammen und bestimmen unser Gewinde.
Folgende Messwerte liegen vor:
- Gewindedurchmesser: 11,5 mm – 11,6 mm
- Gewindesteigung: 1,25 mm
Im ersten Artikel dieser Beitragsreihe, haben wir an dieser Stelle auf die Gewindevergleichstabelle verwiesen. Diese müssen wir in diesem Falle nicht zu Rate ziehen, da es sich um kein zölliges Gewinde handelt. Stattdessen werfen wir einen Blick in eine technischen Gewindetabelle.
Das Ergebnis der Gewindebestimmung:
- MF 12 x 1,25
Es handelt sich um ein metrisches ISO-Feingewinde mit dem Nennmaß 12 und der Steigung 1,25 mm.
Das Ergenbis mag zunächst verwirrend sein, allerdings existieren Toleranzklassen mit Mindest- und Höchstmaßen. Diese Maße werden in einigen Tabellen bis auf die dritte Nachkommastelle angegeben und stehen in Abhängigkeit zur den Toleranzklassen.
Anschließend überprüfen wir unsere Messwerte, indem wir ein Handgewindebohrer-Satz sowie Schneideisen MF 12 x 1,25 auf das Werkstück aufschrauben. Übrigens: Die Handgewindebohrer-Sätze bei metrischen Feingewinde bestehen nur aus Vorschneider und Fertigschneider.
Zusätzliche Info zum ISO-Feingewinde
Das ISO-Feingewinde ist ein metrisches Gewinde mit einer geringeren Steigung als das ISO-Regelgewinde. Der Flankendurchmesser liegt beim metrischen Feingewinde bei 60 Grad. Genauso wie beim Regelgewinde. Die gängigste Abkürzung lautet M oder MF. Meistens ist das Feingewinde nur an der Steigung zu erkennen.
Durch die kleinere Steigung hat das Feingewinde eine höhere Belastbarkeit. Metrisches Feingewinde wird insbesondere in der Automobilindustrie verbaut, in der hohe Anforderungen an die Belastbarkeit eines Gewindes gestellt werden. Darüber hinaus hat sich das Feingewinde als Norm auch bei den E-Zigarettengewinden durchgesetzt.
Wir hoffen, Ihnen hat unser 2. Beitrag zur Gewindebestimmung in 3 Schritten gefallen. Haben Sie Fragen, Anregungen oder Feedback? Hinterlassen Sie uns einen Kommentar. Oder schreiben Sie unseren Support an.
Gewindebestimmugs-Reihe:
Einleitung: GEWINDEBESTIMMUNG – WIE SIE EIN GEWINDEBESTIMMEN
#1 Praktisches Beispiel: 3 Schritte zur Gewindebestimmung (1/4″ Zoll)
#2 Praktisches Beispiel: 3 Schritte zur Gewindebestimmung (M12 Metrisch)
#3 Praktisches Beispiel: 3 Schritte zur Gewindebestimmung (Oldtimer 16-UN)
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