Was bedeutet 6 H und 6 g in der allgemeinen Bezeichnung von Gewinden?

Am Ende müssen sie zusammenpassen: die Schraube und die Mutter. Früher hat man das so geregelt, dass man zu jedem Innengewinde ein eigenes passendes Außengewinde gefertigt hat. Dann kam das Industriezeitalter und es wurden allgemein verbindliche Regeln für die Technik aufgestellt (Norm). Und dank dieser Norm passen jetzt Schrauben aus England zu Muttern aus Deutschland. Ein Teil dieser Norm definiert auch die Toleranz. Sie wird hier verstanden als die zulässige Abweichung vom Normmaß, ohne das System als Ganzes zu gefährden. Ein Beispiel ist die Angabe 20 +1/0,5.

Gewindetoleranzen bei Gewindewerkzeuge 6h

Das bedeutet: das Maß kann hier zwischen 21 und 19,5 liegen. Die Toleranz ist 1,5. Toleranzangaben sind deshalb nötig, weil vollkommene Exaktheit technisch nicht machbar ist und funktionell nicht erwünscht ist. 

Ziel des Gewindeschneidens ist es ja, Außengewinde und Innengewinde zu schaffen, die zueinander passen. In der Sprache der Technik heißt das Passung. Und damit diese Passung auch funktioniert, hat man in der Schrauben Norm folgendes festgelegt. Das Maß der Schraube soll unter dem Nennmaß liegen, das Maß der Mutter über dem Nennmaß. Und die Werkzeuge, die Schrauben – und Muttergewinde produzieren, müssen dieser Logik folgen, wenn auch in engeren Toleranzbereichen als bei der Schraubennorm.

Außengewinde Toleranzklassen: Regelgewinde mit einem Nenndurchmesser und Toleranzklassen für Flanken- und Außendurchmesser

Innengewinde Toleranzklassen: Regelgewinde mit einem Nenndurchmesser und Toleranzklassen für Flanken- und Außendurchmesser

Kleiner Buchstabe= Außengewinde | Großer Buchstabe = Innengewinde

6 H ist demnach die Bezeichnung für die Toleranz der Gewindebohrer, mit der eine durchschnittliche Passung zwischen Schraube und Mutter erzeugt wird. Die Ziffer steht dabei für den Toleranzgrad und der Buchstabe für die Lage des Toleranzfelds. Für Innengewinde sind die Toleranzfeldlagen G und H und für Außengewinde die Toleranzfeldlagen e, f, g und h genormt.

In unserem Beispiel 6 H handelt sich hierbei um einen mittlere Toleranzklasse für Regelgewinde ab M1,6. Will man eine Passung zwischen Gewindeteilen benennen, so lautet die Bezeichnung beispielhaft: M 6 – 6H/6g.

(kleiner Buchstabe= Außengewinde, großer Buchstabe = Innengewinde)

Soweit so gut, aber was in aller Welt verbirgt sich hinter dem Toleranzgrad 6 und was ist die Lage des Toleranzfelds? Das alles ist definiert in der DIN ISO 965-1.

Bleiben wir bei unserem Beispiel: der Großbuchstabe H definiert die Lage des Toleranzfelds für Innengewinde mit Grundabmaß 0. Das bedeutet, dass das Toleranzfeld auf der Nulllinie liegt. Bei dem Außengewinde g ist es anders:  das Grundabmaß ist negativ, das Toleranzfeld liegt also immer unter der Nulllinie. Das entspricht jetzt in der technischen Definition dem, was wir oben schon erkannt haben. Das Maß des Schneideisens liegt immer unter dem Nennmaß. Damit die Passung funktioniert, muss das Feld der Toleranzlage immer negativ sein, also unter der Nulllinie liegen.

Und was ist jetzt mit der 6?

Auch hier gibt die DIN ISO 965-1 Auskunft. Damit das System der Toleranzgrade stimmig ist bei den verschiedenen Steigungen und Außendurchmessern hat man in Tabellen die Toleranzen definiert. Und Ihnen jeweils eine Ziffer zugeordnet. Für das Innengewinde gibt es die Ziffern 4 5 6 7 8 für die Toleranzgrade, beim Außengewinde 4 6 8. Je größer die Nummer je größer ist der Toleranzgrad.

Was ist, wenn die Angaben zur Toleranz fehlen?

Auch darauf gibt die Norm eine klare Auskunft. Wenn die Angaben zur Gewindetoleranz fehlen, dann wird die mittlere Toleranzklasse (siehe Tabelle unten: Oberflächenzustand blank, phosphatiert oder für dünne galvanische Schutzschichten) angenommen.

Es gilt hierbei die Toleranzklasse (mittel): Ab einem Gewindenennmaß M 1,6 und größer gilt für Innengewinde 6 H . Wohingegen für Außengewinde ab einem Gewindenennmaß von M1,6 6 g gilt.

Toleranzklasse mittel:

  • ab Innengewinde M 1,6 -> 6 H
  • ab Außengewinde M 1,6 -> 6 g

Wir fassen nochmal zusammen

Die Bezeichnung für die Toleranzklasse enthält eine Angabe für die Toleranzklasse des Flankendurchmessers, gefolgt von der Toleranzklasse für den Kerndurchmesser des Innengewindes oder des Außendurchmessers des Außengewindes.

Jede Angabe einer Toleranzklasse besteht aus:

• einer Ziffer für den Toleranzgrad,
• einem Buchstaben für die Toleranzfeldlage und zwar große Buchstaben für Innengewinde und kleine Buchstaben für Außengewinde.

Sind die beiden Bezeichnungen der Toleranzklassen für Flanken- und Kerndurchmesser des Innengewindes (bzw. für den Außendurchmesser des Außengewindes) gleich, so ist es nicht notwendig, die Kurzzeichen zu wiederholen.

Außengewinde

Regelgewinde mit einem Nenndurchmesser von 10 mm

Toleranzklassen für Flanken- und Außendurchmesser
Außengewinde Toleranzklassen: Regelgewinde mit einem Nenndurchmesser und Toleranzklassen für Flanken- und Außendurchmesser

Innengewinde

Regelgewinde mit einem Nenndurchmesser von 10 mm

Toleranzklassen für Flanken- und Außendurchmesser

 Innengewinde Toleranzklassen: Regelgewinde mit einem Nenndurchmesser und Toleranzklassen für Flanken- und Außendurchmesser

Technische Tabelle: Toleranzklassen für den Oberflächenzustand

Technische Tabelle: Toleranzklassen für den Oberflächenzustand

Das könnte Sie auch interessieren:

Durchgangsloch und Sackloch

Nuten bei Gewindebohrern

Die 13 wichtigsten Gewindearten, die Sie kennen sollten

Gewindeprofile – Bestimmungsgrößen am Gewinde

#1 Praktisches Beispiel: 3 Schritte zur Gewindebestimmung (1/4″ Zoll)

#2 Praktisches Beispiel: 3 Schritte zur Gewindebestimmung (M12 Metrisch)

Die 4 bekanntesten Rohrgewindearten im Überblick ( NPT | NPTF | BSP | BSPT)

Menü